Ein kurzer Abriss
Daten und Fakten zur Harmonikageschichte
Das Prinzip der freischwingenden Zunge wird bereits um 2500 v. Chr. in der chinesischen Sheng verwendet.
Um 1800 n.Chr. werden in Europa Instrumentenbauer vom Prinzip der frei schwingenden Zunge (Durchschlagzunge) inspiriert. Kurz darauf entstehen Vorläufer des Harmoniums.
Vermutlich in Wien erfunden, wird die Mundharmonika in den frühen 1820er Jahren in Mitteleuropa bekannt.
Die erste 20-Ton-10-Loch-Mundharmonika wird von einem Herrn Richter aus Böhmen entwickelt und bildet bis heute die Grundlage für die Anordnung der meisten Mundharmonikas.
Christian Messner fertigt 1827/28 die erste Trossinger Mundharmonika nach einem Wiener Vorbild und gründet bald darauf seine eigene Werkstatt.
Ab ca. 1830 beginnt die Massenproduktion von Mundharmonikas in Wien, Klingenthal/Sachsen, Haida/Böhmen und in Trossingen/Württemberg.
Die Handzuginstrumenten-Produktion entwickelt sich ab ca. 1840 in Österreich, Frankreich, Deutschland, später auch in Italien, Russland und in weiteren europäischen Ländern.
1857 beginnt Matthias Hohner (1833 – 1902) in Trossingen mit der Mundharmonikafertigung.
Ab 1880 findet der Übergang zur industriellen Massenproduktion in Trossingen statt. Zu der Zeit produzieren in der Stadt die vier großen Firmen. Matth. Hohner, And’s Koch, Ch. Weiss und Ch. Messner.
1896 bringt Hohner die legendäre Mundharmonika „Marine Band“ heraus.
1903 beginnen die Trossinger Firmen Hohner und Koch mit der Fabrikation von Handharmonikas.
1906 übernimmt Hohner die renommierte Knittlinger Mundharmonikafabrik Friedrich Hotz.
1907 arbeiten in Deutschland 7000 Menschen (ohne Heimarbeiter) in der Harmonikaindustrie, fast alle davon in Sachsen, Thüringen oder Württemberg.
1909 gründet Hohner die Matthias Hohner AG und übernimmt die Firma Ch. Messner & Co.
1910 bringt Hohner die Chromonica, eine chromatische Mundharmonika mit Schieber, heraus.
Um 1925 werden in Trossingen und Klingenthal jeweils 25 Millionen Mundharmonikas pro Jahr produziert.
1928 tritt der geniale Akkordeon-Konstrukteur Venanzio Morino in die Dienste von Hohner ein.
1928/29 werden die großen Trossinger Firmen Ch. Weiss und And’s Koch AG von Hohner übernommen.
1931 ist das Gründungsjahr des Deutschen Harmonika-Verbands, der Hohner-Handharmonika-Fachschule (heute: Hohner-Konservatorium) und des Hohner-Musikverlags in Trossingen.
Im Jahr 1938 zählt die Matth. Hohner AG knapp 5000 Beschäftigte.
Ab 1946 werden die Sächsischen Harmonikabetriebe enteignet und verstaatlicht. Die Klingenthaler Harmonikawerke sind 1949 ein volkseigener Betrieb (VEB).
In Trossingen werden um 1950 wieder jährlich 20 Millionen Mundharmonikas produziert.
1952 beginnt die Serienproduktion von elektronischen und elektromechanischen Hohner-Instrumenten.
1957 feiert Hohner sein 100jähriges Jubiläum. Es ist zugleich Höhe- und Wendepunkt der Firmengeschichte.
1965 erklingt das erste Musikinstrument im Weltall: Es ist eine Hohner-Miniatur-Mundharmonika.
1986/87 erreicht die Krise der Matth. Hohner AG ihren Höhepunkt; die Beschäftigtenzahl sinkt unter 1000. Die Firma verkauft ihre historische Sammlung an das Land Baden-Württemberg.
1990 wird aus dem VEB Klingenthaler Harmonikawerke nach der deutschen Wiedervereinigung eine von der Treuhand verwaltete GmbH, Re)Privatisierungen folgen.
1991 eröffnet des Deutsche Harmonikamuseum Trossingen
1993 – 97 veräußert Hohner im Zuge der Stadtkernsanierung einen Großteil seiner Fabrikgebäude. Der Umzug ins Industriegebiet wird 1995 abgeschlossen. Die größte Fabrikanlage in der Trossinger Ortsmitte wird abgerissen.
1997 werden die Mehrheitsanteile der Matth. Hohner AG an eine asiatische Investorengruppe verkauft und Teile der Produktion ins Ausland verlagert.
Die einzige wiederentstandene Klingenthaler Mundharmonikafabrik, C. A. Seydel Söhne, feiert ihr 150. Firmenjubiläum.
2007 feiert die Firma Hohner 150jähriges Jubiläum. Nach erfolgreichen Jahren der Konsolidierung liegt die Mitarbeiterzahl in Trossingen bei 200 Personen.
2010 erhält der Bau V im historischen Hohner-Areal den Landesdenkmalpreis. Das einstige Firmenareal wird zum attraktiven Zentrum der Musikstadt Trossingen.
Mit einem „Squeeze out“ (Auszahlung der letzten Kleinaktionäre) endet 2014 die Ära der Matth. Hohner AG; die Trossinger Firma Hohner Musikinstrumente gehört nun direkt zur HS Investment Group, die taiwanesische Investoren vertritt.
Quelle: Deutsches Harmonika Museum, Trossingen