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Akkordeon-Geschichte

Ein kurzer Abriss

Ein junges Instrument mit langen Wurzeln
Das Akkordeon ist ein recht junges Instrument. Trotzdem reichen seine Wurzeln als  Unterbrechungs-Aerophon weit zurück. Wie alle Harmonika-Instrumente, bei denen der Ton durch freischwingende, durchschlagende Zungen erzeugt wird, geht auch das Akkordeon auf die chinesische Sheng, einer meist aus Metall gefertigten Windkammer mit Schnabel sowie 17, 21 oder 37 Pfeifen zurück.

Im Orgelbau experimentierte man in Europa bereits Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Prinzip der durchschlagenden Zungen, nachdem der französische Jesuit und Missionar Père Amiot 1776 mehrere Shengs von China nach Paris gesandt hatte.

Vermutlich um 1800 entstanden die ersten einreihigen, diatonischen Instrumente mit wechseltönigem Diskant (Wiener Modell).

1810 baute Bernhard Eschenbach gemeinsam mit Kaspar Schlimbach ein Instrument unter dem Namen Aeoline. Ch.F.L. Buschmann entwickelte es 1821 zur Mund-Aeoline und 1822 zur Hand-Aeoline mit Zug- und Druckzungen weiter.


Vater der Akkordeon-Instrumente
Ob der aus Friedrichroda in Thüringen stammende Friedrich Buschmann damit der Vater der Mundharmonika- und Akkordeon-Instrumente ist, lässt sich nicht verifizieren. Er beschreibt zwar „1828 (…) eine Mundharmonika als ‚neues Instrument‘, das er erfunden habe“[1], jedoch entwickelte sich Wien bereits 1825 zum Zentrum der Fertigung von Harmonika-Instrumenten.

1821 ließ Anton Haeckel in Wien unter dem Namen Physharmonika ein Instrument patentieren, das in Aufbau und Aussehen einem Harmonium sehr nahe kam.

Da 1829 in Wien eine Patentanmeldung unter dem Namen „Accordion“ von Cyrill Demian belegt ist, wird er als Erfinder des Akkordeons genannt. Es handelte sich um ein diatonisches, wechseltöniges Instrument mit unterschiedlichen Tönen auf Zug und Druck. Bei jeder Taste waren Akkorde mit 3-5 Tönen eingebaut.

Von Wien aus verbreitete sich das Accordion auch in Deutschland, Frankreich und Amerika. In Italien begann die Zieharmonika-Produktion 1863 durch Paolo Soprani in Castelfidardo.

1826/29 erfand der Engländer, Charles Wheatstone, die englische Concertina und ließ sie patentieren. In Deutschland baute Carl Friedrich Uhlig aus Chemnitz 1834 sein erstes Instrument, das als „Deutsche Konzertina“ bekannt wurde.


Das Bandoneon
Der Krefelder Heinrich Band entwickelte sie um 1846 zum Bandoneon weiter. Sowohl die Konzertina, wie auch das Bandoneon sind wechseltönig. Sie haben im Gegensatz zum Akkordeon keine voreingestellten Akkorde und keine abgewinkelte Tastatur.

Um 1840/45 entstanden in Gera, Magdeburg und Berlin die ersten Fertigungsstätten für Ziehharmonikas.

In Klingenthal begann die Akkordeonproduktion 1852, nachdem Adolph Herold ein Akkordeon aus Magdeburg mitbrachte.

1878 konstruierte der Schlosser Julius Bertold aus Klingenthal Stanz- und Fräsmaschinen, die die Produktion von Stimmplatten und Akkordeons vereinfachten.  Sie bescherten Klingenthals Harmonika-Industrie in den 1880er Jahren Rekordumsätze. Bekannte Akkordeonbauer waren damals unter anderem C. A. Seydel, I. C. Herold, F. A. Böhm, Otto Weidrich, F. A. Rauner A. G., und die  Gebrüder Gündel.

Die Harmonika-Produktion in Klingenthal wuchs zu einem wichtigen Industriezweig an, der 1948 unter dem Namen „VEB Klingenthaler Harmonikawerke“ zusammengefasst wurde und nach einer Umbenennung 1992 in Harmona Akkordeon GmbH, heute unter dem Namen „Weltmeister Akkordeon Manufaktur GmbH“ firmiert.


Harmonikabau in Trossingen
In Trossingen begannen Matthias Hohner und Andreas Koch 1903 mit der Produktion von Handharmonikas. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es dort vier Großbetriebe: Matthias Hohner, Andreas Koch, Christian Weiß sowie Christian Messner & Co.

1907 arbeiteten in Deutschland 7.000 Menschen in der Harmonikaindustrie (ohne Heimarbeiter), davon alleine im Vogtland 3.000. Als drittes, kleines Zentrum der Harmonika-Branche hielt sich der Raum Gera in Thüringen.“[2]

1909 wurde Hohner Aktiengesellschaft und kaufte die Firma Chr. Messner; 1928/29 folgten die Betriebe Ch. Weiss und A. Koch. Die Matth. Hohner AG wurde damit zur größten Musikinstrumentenfabrik der Welt.

1927 gründete Hohner mit dem Hohner-Handharmonika-Orchester unter Hermann Schittenhelm das erste Akkordeonorchester der Welt. Das Orchester diente als Werbelokomotive und zog eine Welle von Orchestergründungen nach sich, die 1931 zur Gründung des Hohner-Verlags, der Hohner-Handharmonika-Fachschule (Hohner Konservatorium)  sowie des Deutschen Harmonika-Verbandes in Trossingen führten.


[1] Wenzel,  Häffner, Schramböhmer, Rössler: „Ewig jung trotz vieler Falten - 100 Jahre Hohner-Akkordeon in Bildern“, PPV Medien GmbH, Edition Bochinsky, 2004, S.66

[2] Ebenda, S. 70